Anna erwachte voller Vorfreude und öffnete das achtzehnte Türchen ihres Adventskalenders. Darin fand sie eine handgeschriebene Notiz von Stefan:
Mein kleines, deine heutige Aufgabe ist eine einfache, aber dennoch wichtige. Du hast einen Friseurtermin um 14:30 Uhr. Von 14 bis 16 Uhr hast du jedoch absolutes Redeverbot. Du musst dir also überlegen, wie du das machst. Dein Herr.
Anna lächelte, während sie die Nachricht las. Eine scheinbar einfache Aufgabe, aber das Redeverbot machte es zu einer echten Herausforderung. Sie wollte nicht als unhöflich erscheinen, also musste sie sich eine Strategie überlegen.
Nachdem sie sich für den Tag fertig gemacht hatte, ging sie zur Arbeit. Während einer kurzen Pause schrieb sie Lena eine Nachricht und fragte, ob sie sie zum Friseur begleiten wolle. Lena antwortete schnell:
Tut mir leid, ich war gerade erst vor einer Woche beim Friseur. Aber ich bin gespannt, wie du das mit dem Redeverbot meisterst. Viel Glück!
Anna wunderte sich kurz, dass Lena nicht mitkommen wollte, dachte aber nicht weiter darüber nach.
Tatsächlich hatte Lena bereits am Morgen eine Nachricht von Stefan erhalten, in der er sie bat, sich am Nachmittag mit ihm in einem Café zu treffen. Lena war überrascht und ein wenig nervös, aber sie stimmte zu. Sie wusste, dass sie Anna nicht die Wahrheit sagen konnte, also entschuldigte sie sich mit dem Friseurtermin.
Gegen Mittag machte sich Anna auf den Weg zum Friseur. Sie grübelte über die beste Taktik nach, um das Redeverbot einzuhalten, ohne unhöflich zu wirken. Als sie um 14:30 Uhr ankam, lächelte sie freundlich und zeigte der Friseurin eine vorbereitete Notiz, auf der stand, dass sie starke Halsschmerzen hatte und nicht sprechen konnte. Die Friseurin schien überrascht, aber sie akzeptierte es und begann, Annas Haare zu schneiden.
Da Anna nicht reden konnte, fühlte sich die Friseurin verpflichtet, die Unterhaltung allein zu führen. Sie erzählte Anna von ihrer Familie, ihrem Hund, der kürzlich operiert werden musste, und von ihrem geplanten Urlaub in Italien. Anna nickte und lächelte an den richtigen Stellen, versuchte so gut wie möglich, aufmerksam und interessiert zu wirken.
In der Zwischenzeit traf sich Lena mit Stefan in einem gemütlichen Café. Sie war nervös und spielte unentwegt mit ihrem Schlüssel in der Hand. Stefan bemerkte ihre Anspannung und lächelte beruhigend.
"Danke, dass du gekommen bist, Lena," sagte er ruhig. "Ich wollte mit dir über etwas Wichtiges sprechen, aber zuerst möchte ich, dass du versprichst, nichts von dem, was wir hier besprechen, an Anna weiterzugeben."
Lena nickte und versuchte, sich zu entspannen. "Natürlich, Herr... äh, Stefan. Ich verspreche es."
Stefan lächelte. "Es geht um eine Party, die am Samstag stattfindet. Eine BDSM-Play-Party. Ich werde Anna dorthin mitnehmen, aber sie weiß noch nichts davon. Ihre Aufgaben diese Woche sind alle eine Vorbereitung auf diese Party."
Lena hörte aufmerksam zu und wurde neugierig. "Das klingt interessant. Anna hat in letzter Zeit viel über solche Dinge erzählt."
Stefan nickte. "Ja, und dabei habe ich bemerkt, dass du durch Annas Erzählungen neugierig auf dieses Thema geworden bist. Ist das richtig?"
Lena zögerte, spielte mit ihrem Schlüssel und nickte schließlich. "Ja, ich denke schon. Es ist alles so neu und aufregend."
Stefan lächelte beruhigend. "Es ist völlig in Ordnung, unsicher zu sein. Auf solchen Partys läuft alles nach dem SSC-Prinzip ab."
Lena runzelte die Stirn. "Was bedeutet SSC?"
"SSC steht für Safe, Sane, Consensual. Das bedeutet, dass alle Aktivitäten sicher, geistig gesund und einvernehmlich sind."
Lena schluckte und spürte, wie ihre Kehle trocken wurde. "Also bedeutet das, dass alles, was auf diesen Partys passiert, von allen Beteiligten gewünscht ist?"
Stefan nickte. "Ja, im Prinzip ist das so. Alle geben ihr Einverständnis und können jederzeit stoppen. Niemand wird zu etwas gezwungen."
Lena hörte aufmerksam zu, während ihre Gedanken rasten. Einerseits war sie neugierig und fühlte sich von der Vorstellung angezogen, andererseits hatte sie Angst vor dem Unbekannten. Stefan bemerkte ihre Zerrissenheit und legte eine Hand beruhigend auf ihre.
"Es ist deine Entscheidung, Lena. Niemand wird dich zu etwas drängen. Aber wenn du dich entscheidest mitzukommen, verspreche ich dir, dass ich für dich da sein werde."
Lena zögerte erneut und spielte mit ihrem Schlüssel, bevor sie schließlich langsam nickte. "Ich... ich werde darüber nachdenken. Es klingt aufregend, aber auch beängstigend. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin."
Stefan lächelte beruhigend. "Das ist völlig in Ordnung. Wenn du dich entscheidest mitzukommen, werden wir uns vorher noch einmal zusammensetzen und alle Regeln besprechen. Du wirst unter meiner Führung und meinem Schutz stehen, und ich werde sicherstellen, dass du dich wohl und sicher fühlst."
Lena nickte langsam und fühlte sich ein wenig beruhigt. "Danke. Ich werde darüber nachdenken und dir Bescheid geben."
Stefan lächelte und nahm seine Hand zurück. "Das ist alles, worum ich bitte. Lass es mich wissen, wenn du dich entschieden hast."
Nachdem sie sich noch eine Weile unterhalten hatten, verabschiedeten sich Stefan und Lena. Sie hatte viel zu überlegen und fühlte sich sowohl aufgeregt als auch verunsichert über das, was vor ihr lag.
In der Zwischenzeit war Annas Friseurtermin fast zu Ende. Die Friseurin föhnte ihre Haare und plauderte weiter unentwegt. Anna war froh, dass sie die Notiz geschrieben hatte, denn so konnte sie das Redeverbot einhalten und dennoch freundlich erscheinen.
Als der Termin schließlich vorbei war, zahlte Anna und verabschiedete sich mit einem dankbaren Lächeln. Sie fühlte sich erleichtert, dass sie die Aufgabe erfolgreich gemeistert hatte.
Auf dem Heimweg schrieb sie Stefan eine Nachricht, in der sie ihm berichtete, dass sie den Termin und das Redeverbot gut überstanden hatte. Sie fügte ein Foto von sich hinzu, um ihm zu zeigen, wie gut ihre Haare geworden waren. Noch bis 16 Uhr blieb sie still.
Nachdem sie zu Hause angekommen war und die Uhr 16 Uhr geschlagen hatte, griff Anna sofort zum Telefon und rief Lena an. "Hallo, Lena. Ich wollte dir erzählen, wie es heute beim Friseur war. Es war echt schwierig, das Redeverbot einzuhalten, aber ich habe es geschafft!"
Lena lächelte am anderen Ende der Leitung, doch ihre Gedanken waren immer noch bei dem Gespräch mit Stefan. "Das klingt wirklich herausfordernd, Anna. Ich bin froh, dass du es geschafft hast. Erzähl mir mehr darüber."
Anna erzählte von der Friseurin, die die ganze Zeit über geredet hatte, und wie sie versucht hatte, freundlich und aufmerksam zu wirken, ohne zu sprechen. Lena hörte zu und versuchte, sich auf Annas Worte zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab.